Aufgeschrieben

Aufgeschrieben

Stift, Taste, Spracherkennung

Spracherkennung, Autokorrektur, Copy-and-paste: Neue Techniken des Aufschreibens erobern den Alltag. Das Schreiben verändert sich seit 150 Jahren immer schneller: Vom Federkiel über die Schreibmaschine bis zu automatischer Spracherkennung und künstlicher Intelligenz.

Künstliche Intelligenz

Übernehmen Maschinen das kreative Schreiben? Seit rund einem Jahrzehnt lernen Algorithmen immer neue Aufgaben. Sie sortieren, selektieren, kommunizieren - und schreiben. Sie werten grosse Datenbanken superschnell aus und reagieren passgenau auf spezifische Anfragen. Diese lernfähigen Algorithmen werden als «künstliche Intelligenz» (KI) vermarktet. Sind sie in der Lage, Literatur zu schreiben? 

In der Ausstellung «Aufgeschrieben» liefert eine KI Antworten. Diese KI wurde von den Digital Humanities der Universität Bern erschaffen. Sie hat enorm viele Texte von Robert Walser und Emmy Hennings gelesen. Und sich beigebracht, wie die beiden zu schreiben. Die Besucherinnen und Besucher können in der Ausstellung eine Thema vorgeben und die KI antwortet mit einem Text im Stil von Walser oder Hennings. Ob das gelingt, liegt im Auge der Betrachterin oder des Betrachters: 

Mehr zu Schreiben und künstlicher Intelligenz im Gespräch mit Martina Clavadetscher: im «Gegensprecher», dem Podcast zur Ausstellung. 

Tintenfass und Nadeldrucker

Spracherkennung

Die neuen Schreibinstrumente bedingen neue Arbeitsroutinen. Zum Beispiel das Diktat: Auch hier haben digitale Programme die Arbeit übernommen. Sie erkennen gesprochene Sprache und arbeiten sie automatisch in Text um. Wie zuverlässig diese Technologie aktuell arbeitet, können die Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung testen. Sie schreiben gemeinsam einen Text per Spracherkennungssoftware. Ob dieser Belastungsprobe gelingt, zeigt sich im Text oben.

Wenn ein Besucher am Text seiner Vorgängerin weiterschreibt, erinnert das an dadaistische Schreib-Methoden wie das «Cadavre Exquis». In der Zusammenarbeit soll etwas Neues, unvorhersehbar Kreatives entstehen. Dabei hat Diktieren auch eine äusserst konventionelle Seite. Nicht nur in der Schule, sondern auch bei Autoren. Im 20. Jahrhundert war es oft der männliche Autor, der seiner weiblichen Sekretärin diktierte. Eine Schreibsituation, in der sich die gängigen Macht- und Geschlechterstereotypen reproduzierten. Friedrich Dürrenmatt hat diese auf seine eigene Art persifliert: In seinem Fragment «Die Sekretärin» tippt die Angestellte die zweifelhaften Entwürfe ihres schriftstellernden Chefs in der Nacht um und nimmt sich die Freiheit, akzeptable Literatur daraus zu machen.

Geheimschrift

Typografie

Denkwerkzeug

Aufgeschrieben

Kapitel